Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Eine im 3. Trimenon schwangere 20-jährige Patientin wurde wegen eines schweren akuten
Nierenversagens aufgenommen. Berichtet wurde über gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit,
Brechreiz, Erbrechen und Abdominalschmerzen) und eine nachfolgende Makrohämaturie-Episode
bei Fehlen von Fieber. Wegen dieser Symptome sowie einer Sinustachykardie und des
Verdachts auf vorzeitige Wehentätigkeit erfolgte die stationäre Aufnahme in ein auswärtiges
Krankenhaus, eine antibiotische Therapie mit Ampicillin/Sulbactam wurde eingeleitet.
Wegen des unbeeinflussbaren Nierenversagens erfolgte zunächst die Verlegung der Patientin
in die Universitätsfrauenklinik und später auf die nephrologische Bettenstation. Mit
Ausnahme einer Adipositas, den klinischen Zeichen einer Gravidität, Nachweis einer
Exsikkosesituation (Trockenheit von Zunge und Mundschleimhaut, herabgesetzter Hautturgor)
und geringen Ödemen fand sich kein wegweisender Befund.
Untersuchungen: Im Labor zeigte sich eine Hyperurikämie, die Virusserologie erbrachte den Nachweis
einer akuten Dobrava-Belgrad-Virusinfektion. Sonographisch fanden sich eine intakte
Gravidität sowie eine physiologische Nierenbeckenkelchektasie bei sonst unauffälliger
Nierensonomorphologie.
Diagnose, Therapie und Verlauf: Es wurde die Diagnose eines Hantavirus-assoziierten Nierenversagens durch eine Infektion
mit dem Dobrava-Belgrad-Virus gestellt. Im Verlauf kam es zur Restitution der Nierenfunktion.
Eine engmaschige geburtshilfliche und nephrologische Evaluation zum Erkennen maternaler
und/oder fetaler Komplikationen wurde durchgeführt. Eine Nierenersatztherapie wurde
nicht durchgeführt. Es kam zur Spontangeburt eines gesunden Neugeborenen in der 41.
Schwangerschaftswoche. Die Entwicklung des Kindes war altersgerecht.
Folgerung: Hantavirus-Infektionen sollten bei Auftreten eines akuten Nierenversagens in der Gravidität
differentialdiagnostisch berücksichtigt werden.
Abstract
History and admission findings: A 20-year-old woman was admitted to our hospital because of acute renal failure.
She was pregnant in the third trimester. She reported on nausea, feeling of sickness,
vomiting, abdominal pain and consecutively gross hematuria and sinustachycardia. Under
suspicion of premature labour the patient was admitted to an external hospital. An
antibiotic therapy with intravenous ampicillin/sulbactam was initiated. Because of
acute kidney injury the patient was transferred firstly to the university women‘s
hospital and finally to the department of nephrology. Obesity, the clinical signs
of pregnancy, dehydration and small edema of the lower legs were the main medical
findings on examination.
Investigations: Laboratory tests revealed hyperuricemia, virological tests detected an acute infection
with Dobrava-Belgrade virus. The ultrasonography demonstrated a pregnancy in good
condition and a dilated (physiological) renal pelvis but otherwise normal renal morphology.
Diagnosis, treatment and course:
A Hantavirus associated acute kidney failure due to infection with the Dobrava-Belgrade
virus was diagnosed. The course of the acute renal failure was characterised by remission
of all symptoms. Intermittent evaluation by an obstetrician and a nephrologist were
done to diagnose maternal and/or fetal complications. A renal replacement therapy
was not necessary. At the 41st week of gestation a healthy male infant was born. The development of the newborn
was age-appropriate.
Conclusion: Hantavirus infections should be considered in cases of pregnancy-associated acute
kidney injury.
Schlüsselwörter
Hantavirus - Dobrava-Belgrad-Virus - akutes Nierenversagen - interstitielle Nephritis
- Schwangerschaft - Präeklampsie - HELLP Syndrom
Keywords
Hantavirus - Dobrava-Belgrade virus - acute renal failure - interstitial nephritis
- pregnancy - preeclampsia - HELLP syndrome